Bärbel Schäfer

Porträt Bärbel Schäfer

Bärbel Schäfer hat sich freundlicherweise am
26.09.2012 gegenüber 4hc – for handicapped
zu Ihren Berührungspunkten mit dem Thema
Behinderung wie folgt geäußert:

 

Meine Kollegin Lili sitzt im Rollstuhl. Es ist ihr Alltag, nicht meiner. Dennoch erlebe ich ihre Realität im Rollstuhl unmittelbar mit, wenn wir gemeinsam arbeiten. Ich sehe plötzlich überall Stufen, Verkehrspoller, viel zu schmale Türrahmen die mir vorher nicht aufgefallen sind.

Für jeden Rollifahrer  ist das Alltag, ich nehme sie durch Lili erst wahr. Es gibt viele unterschiedliche Wirklichkeiten im Alltag,  Lilis ist eben auch von mitleidigen Blicken und der bedrückenden Schwere des Schweigens begleitet. Die Mitmenschen glotzen, bieten selten konstruktive Hilfe an, sind sogar fast schüchtern im Umgang mit ihr.

Oder, das ist das Schlimmste,  es kommt triefendes Mitleid. Kaum einer traut sich sie direkt zu fragen, „was ist passiert, warum sitzt du eigentlich im Rollstuhl“? Der Umgang mit Nichtfußgängern wirkt auf mich beinahe ein wenig verklemmt. Am Abend eines gemeinsamen Arbeitstages, der nicht am Redaktionstisch stattfand, spüre ich den Muskelkater in meinen Armen.

Für den Muskelschmerz bin ich dankbar, für stufenreiche Büroeingänge eher weniger. Was würde Lili darum geben, in ihren tauben Beinen mal wieder Muskelkater zu spüren. Ich weiß nicht, wie es ist immer rollend durch die Welt zu fahren, ich weiß nur dass Lili Mutter zweier Töchter, Ehefrau, Schwester, Freundin, Kollegin , Autofahrerin, Nachbarin , Vereinskameradin und vieles mehr ist, eben nicht nur die Rollstuhlfahrerin.

Wird Zeit, dass wir das alle endlich mal beginnen zu kapieren.

Zeen is a next generation WordPress theme. It’s powerful, beautifully designed and comes with everything you need to engage your visitors and increase conversions.

Top 3 Stories