Shadi Hedayati

 

Shadi Hedayati Portrait
Copyright: Mavi Garcia

Shadi Hedayati, Schauspielerin, hat sich freundlicherweise am 13.10.2022 zu ihren Berührungspunkten mit dem Thema Behinderung wie folgt geäußert:

Meine ersten Berührungspunkte zu diesem Thema fingen in den frühen 90er Jahren an. Ich war 6 oder 7 Jahre alt als ich den Film „Kenny“ gesehen habe. Ein halbdokumentarisches Drama aus den 80er Jahren über einen Jungen, der ohne Beine auf die Welt gekommen ist und in seinem Dasein um Anerkennung kämpft. Dieser Film (übrigens ab 6 Jahren geeignet) hat sehr viel in mir ausgelöst. Angefangen von Angst und Schrecken bis hin zu Faszination und Bewunderung. Ich habe mir Szenen aus meinem Alltag überlegt und mich – aus kindlicher Neugier – dabei in diverse Funktionsstörungen hineinversetzt und nachgespielt.

Meine Schwester litt als Teenager unter einer sehr schweren Form der Skoliose (Wirbelsäulenkrümmung), die operativ behandelt werden musste. Nach ihrer Operation, die mit erheblichen Risiken einherging, war sie wochenlang in der Klinik und über einen sehr langen Zeitraum auf Hilfe angewiesen. Nach der Reha kam sie dann wieder nach Hause und trug zu Beginn ein individuell angepasstes Stützkorsett. Meine Eltern und ich haben ihr im Alltag bei Allem geholfen das nötig war. Es hat seine Zeit gebraucht, bis die für die Versteifung der Wirbelsäule erforderlichen Fremdkörper verknöchert sind und sie sich ohne Hilfe wieder frei bewegen konnte.

Ich war während meiner Kindheit und Teenagerzeit mit meiner Familie im Iran. Dort habe ich sehr viele Begegnungen mit Menschen mit Behinderung gehabt. Ich erzähle dies deshalb, weil ich die Gegebenheiten dort im Vergleich zu Deutschland besorgniserregend empfand. Angefangen von der medizinischen Versorgung für Betroffene, die sich nur ein Bruchteil der zivilen Bevölkerung leisten kann, bis hin zur Infrastruktur zum Thema „Barrierefreiheit“.

Bei einer Theaterproduktion hatte ich mit einer Kollegin zusammengearbeitet, die die Glasknochenkrankheit hat. Ich musste sie im ersten Teil des ersten Akts über die Bühne tragen bis hin zur Rampe, dann gab es noch einige Lichtwechsel und etwas Theatralik, ehe ich sie in ihren Rollstuhl setzen konnte. Es war eine sehr schöne Zusammenarbeit. In der Probenzeit hatte ich allerdings anfänglich etwas Angst, dass sie mir mal aus den Armen fallen könnte. Ich glaube, dies wäre ziemlich unsanft ausgegangen. Wir haben zusammen in einer WG gelebt und ich habe ab und an, bewusst oder unbewusst am Tag der Aufführung ganz genau darauf geschaut was und wieviel sie isst, damit ich mich entsprechend darauf einstellen konnte (*augenzwinkernd)

Ich glaub, ich könnte endlos weitererzählen. Mein persönliches Resümee aus meinen bisherigen Erfahrungen ist, dass man mit Aufklärung und Information Berührungsängste (jeglicher Art und Form) im Umgang mit- und füreinander positiv beeinflussen kann. Aber das sollte ja generell gelten unabhängig davon, ob man ein Mensch mit oder ohne Handicap ist. Und zum Glück hat sich von der Antike bis heute ohnehin auf verschieden Ebenen sehr viel zum Positiven verändert, aber es ist noch ein weiter Weg in der Gesellschaft, solange es z.B. weiterhin Parteien wie die AfD gibt, die gegen Menschen mit Handicap hetzen.

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