Heinz Rudolf Kunze

Heinz Rudolf Kunze Porträt
Copyright: Simon Stöckl

Heinz Rudolf Kunze, hat sich freundlicherweise am 01.03.2023 zu seinen Berührungspunkten mit dem Thema Behinderung wie folgt geäußert:

• Haben Sie bei Ihrer Arbeit oder auch im Privatleben persönlich Erfahrung mit Behinderung oder behinderten Menschen gemacht? Hat dies Ihre innere Haltung zu diesem Thema beeinflusst?

In meiner Studentenzeit haben meine Freundin und ich manchmal auf einen geistig und körperlich schwer behinderten Jungen aus Portugal aufgepasst. Wir waren Nachbarn. Sobald man einen körperlich und/oder geistig beeinträchtigten Menschen kennt und mit ihm zu tun hat, verändert das sofort die Einstellung. Weil man denjenigen in allen seinen Möglichkeiten und auch Einschränkungen kennenlernt und weil man merkt, wie besonders sie sind.

Dieser Junge hatte damals z.B. ein ganz spezielles Verhältnis zum Schmerz. Er biss und kratzte mich oft, aber nicht auf Boshaftigkeit sondern einfach nur, weil er wissen wollte, was das mit einem macht. Er selbst hatte fast gar kein Schmerzempfinden. Wir haben lange auf ihn aufgepasst, bis er schließlich ins Heim musste, weil er seine Gefühle und seinen Körper immer weniger unter Kontrolle hatte.

Eine weitere wichtige Begegnung gab es im Bekanntenkreis meiner Familie. Da gab es einen jungen Mann aus Münster, gelähmt und im Rollstuhl sitzend, der trotz aller Einschränkungen an der Uni studierte. Und damals war es extrem mühsam für körperlich Beeinträchtigte in diesen Einrichtungen zurecht zu kommen. Von behindertengerechten Zugängen war weit und breit noch nichts zu sehen. Es hat mich beeindruckt, wie er das alles kompensiert hat. Ein extrem schlauer junger Mann.

• Vertreten Sie, eventuell durch eigene Erfahrungen ausgelöst, bestimmte Ansichten zum Umgang mit dem Thema ‚Behinderung’ in der Öffentlichkeit, zur Sozialpolitik, zur Rolle der Medizin oder des Gesundheitswesens?

Ich bin der Meinung, man sollte wirklich alles dafür tun, Menschen mit Handicap Zugang zu allen Einrichtungen zu ermöglichen. Das Leben ist schwer genug und man sollte es ihnen so gut wie möglich vereinfachen, vor allem natürlich durch bauliche Maßnahmen, nicht nur in öffentlichen Behörden. Es ist wichtig, dass sich die Politik um diese beträchtlich große Gruppe Menschen mehr kümmert. Wir führen derzeit so viele Diskussionen über Randgruppen, wieso ist diese wichtige Gruppe aus der Mitte der Gesellschaft nicht mehr Thema in den Medien?

• Setzen Sie sich für soziale Projekte ein, vielleicht sogar im Bereich Behindertenförderung?

Im Rahmen meiner Möglichkeiten als Künstler mache ich das natürlich, zum Beispiel mit Charity Konzerten wie für den BVN, den Blinden- und Sehbehindertenverband Niedersachsen e.V..

• Können Sie sich in die Lage Betroffener hineinversetzen? Würden Sie, wären Sie selbst betroffen, trotz der körperlichen Einschränkungen versuchen, im Rahmen des Möglichen Ihre bisherige (künstlerische) Arbeit fortzusetzen?

Natürlich, es ist mein Beruf mir alles Menschliche vorzustellen. Und ich glaube schon, dass ich mich auch in so eine Situation hineinversetzen kann. Natürlich würde ich immer versuchen im Rahmen des mir Möglichen zu arbeiten. Immer.

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