Simone Thomalla

Simone Thomalla Porträt
Copyright: Henning J. Schulz

Simone Thomalla, Schauspielerin, hat sich freundlicherweise am 02.08.2022 zu ihren Berührungspunkten mit dem Thema Behinderung wie folgt geäußert:

Haben Sie bei Ihrer Arbeit oder auch im Privatleben persönlich Erfahrung mit Behinderung oder behinderten Menschen gemacht? Hat dies Ihre innere Haltung zu diesem Thema beeinflusst?

Durchaus! Men Patenkind Steven ist seit seiner Geburt körperbehindert und sitzt im Rollstuhl! Für mich ist es deshalb sehr selbstverständlich mit Behinderungen jeglicher Art offen und auch neugierig umzugehen. Nichts ist schlimmer, als diesen Menschen mit falscher Scham gegenüber zu treten. Ringelnatz sagte einmal so oder ähnlich „Ich bin etwas schief ins Leben gebaut“ … genauso sehe ich Behinderungen: Als genauso wertvollen Teil unserer Gesellschaft, nur eben etwas anders und nicht einer ohnehin fragwürdigen Norm entsprechend!

• Gibt es für Sie eine Geschichte oder Anekdote – lustig, nachdenklich stimmend oder auch tragisch – die Sie uns in diesem Zusammenhang mitteilen möchten?

Hmmm…tragisch oder nachdenklich gäbe es viele Geschichten, ich möchte aber etwas erzählen, an das wir uns immer wieder gerne erinnern! Die Mutter von Steven hat vor 11 Jahren noch mal geheiratet. Und natürlich haben Steven und ich es auch auf der Tanzfläche so richtig krachen lassen. Zu Recht vorgerückter Stunde und mit ein, zwei Weinchen, haben wir uns ausgelassen auf der Tanzfläche gedreht, bis uns so schwindelig wurde, dass wir Zwei uns auf dem Fußboden wieder fanden und uns durch einen minutenlangen Lachflash keiner vom Boden hoch bekam.

• Vertreten Sie, eventuell durch eigene Erfahrungen ausgelöst, bestimmte Ansichten zum Umgang mit dem Thema ‚Behinderung’ in der Öffentlichkeit, zur Sozialpolitik, zur Rolle der Medizin oder des Gesundheitswesens?

Natürlich weiß ich von Steven, dass besonders körperbehinderte Menschen im Alltag immer noch extrem viele Einschränkungen in ihrer Bewegungsfreiheit in Kauf nehmen müssen! Das geht von zu wenig Fahrstühlen an Bahnhöfen, hin zu nicht vorhandenen Rolli-Rampen und endet noch lange nicht bei zu hohen Bordsteinkanten! Von der Arbeitsmarktsituation mag ich gar nicht schreiben! So lange sich Firmen „freikaufen“ können, um keine Behinderten bei sich einstellen zu müssen, läuft doch etwas falsch! Natürlich gibt es auch positive Beispiele und Vorzeige-Projekte, aber in meinen Augen sind dies deutlich zu wenige!

• Setzen Sie sich für soziale Projekte ein, vielleicht sogar im Bereich Behindertenförderung?

Als sogenannte „öffentliche Person“ ist es doch eine Pflicht, sich zu engagieren und so zu helfen, dass eine Organisation, ein Verein dadurch mehr Beachtung und so auch mehr Spenden bekommt! ​

• Können Sie sich in die Lage Betroffener hineinversetzen? Würden Sie, wären Sie selbst betroffen, trotz der körperlichen Einschränkungen versuchen, im Rahmen des Möglichen Ihre bisherige (künstlerische) Arbeit fortzusetzen?

Es wäre vermessen zu behaupten, dass ich mich hineinversetzen kann, wie es sich anfühlt, eine Behinderung zu haben. Erahnen konnte ich, wie es sich anfühlt blind zu sein, als ich bei Dialog im Dunkeln“ ein Dinnerdate hatte. Das war aber wirklich nur sehr an der Oberfläche gekratzt! Wie es wäre, wenn ich mein Leben außer Haus danach planen müsste, ob ich behindertengerecht von A nach B komme, das mag ich mir gar nicht vorstellen! In meiner Branche wird zurzeit sehr divers besetzt, und das bedeutet auch, dass Rollen, in denen Behinderte jeglicher Farbe gesucht werden, nicht mehr von Nicht-Behinderten gespielt werden, sondern endlich „echte“ Behinderte diese Angebote bekommen.

Das ist ein wirklich großer Schritt! Und natürlich würde ich weiter schauspielern, wenn ich morgen mit einer eigenen Einschränkungen konfrontiert werden würde, denn meine Beruf bildet ganz normale Menschen ab…und dazu gehören selbstverständlich auch Menschen mit Handicap!

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